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Wartesemester

Nicht jeder Abiturient erhält sofort nach dem Abitur einen Studienplatz. Dies kann verschiedene Gründe haben. Zum einen verfügen die Universitäten nur über eine begrenzte Kapazität an Studienplätzen. Und besonders bei beliebten Studiengängen ist die Anzahl der Bewerber groß. Zum anderen gibt es für die meisten Studiengänge bestimmte Zugangsvoraussetzungen. Für viele Studiengänge gilt ein bestimmter Numerus Clausus (NC). Beträgt der NC für einen Studiengang zum Beispiel 1,5, so werden erst einmal nur Bewerber mit einer Abiturnote von 1,5 oder besser für diesen Studiengang zugelassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein Abiturient mit einem Abiturnotenschnitt von 1,6 keine Chance auf ein Studium in diesem Studiengang hat. Durch das Einlegen von Wartesemestern besteht die Möglichkeit, später einen Platz in diesem Studiengang zu bekommen.

Als Wartesemester wird jedes halbe Jahr (Semester) gewertet, das nach dem Abitur verstreicht. Das Halbjahr, in dem das Abitur abgelegt wurde, wird den Bewerbern dabei noch nicht angerechnet. Zudem können maximal 16 Semester nach dem Ablegen des Abiturs als Wartesemester angerechnet werden. Damit Bewerbern ein Wartesemester angerechnet werden kann, dürfen sie nicht an einer Hochschule eingeschrieben sein.

Bewerber, die sich dafür entscheiden, ein anderes Fach zu studieren, bis sie ihr Wunsch-Studium aufnehmen können, wird dies nicht als Wartezeit angerechnet. Mit einem solchen Parkstudium erhöhen Studenten demnach nicht ihre Chancen auf den gewünschten Studienplatz. Bei Bewerbern, die aufgrund der Zugangsvoraussetzungen (NC) nicht für ein Studium zugelassen werden, werden die Wartesemester automatisch angerechnet. Der angehende Student muss sich also nicht in jedem Semester neu bewerben. Er rückt auf der Wartesemester-Liste automatisch nach oben. Je mehr Wartesemester ein angehender Student "absolviert" hat, desto wahrscheinlicher ist der Erhalt eines Studienplatzes.

Der verbreitete Mythos, dass jedes Wartesemester automatisch den Notenschnitt verbessert, stimmt nicht. Die Anzahl der Wartesemester steigert lediglich die Wahrscheinlichkeit einen Studienplatz zu bekommen. Zum einen, weil vor allem bei der über die ZVS (Zentrale Vergabestelle von Studienplätzen) vergebenen Studienplätze die Anzahl der Wartesemester automatisch als Zugangsvoraussetzung gewertet werden. Ein anderer Grund, aus dem Wartesemester von Vorteil sein können, ist der Numerus Clausus. Der NC ist zwar ein Maßstab für die Zulassung an einer Hochschule, jedoch handelt es sich hierbei nicht um eine unveränderliche Größe. Der NC für ein Studienfach wird in jedem Semester neu berechnet. So kann er je nach Anzahl der Mitbewerber höher oder niedriger ausfallen als im Semester zuvor. Gibt es in einem Semester für einen Studiengang also weniger Bewerber als im Semester zuvor, so steigt der NC automatisch. Das bedeutet für Bewerber, deren Abiturnote zuvor oberhalb des verlangten NC (beispielsweise eine Abiturnote von 1,6 bei einem NC von 1,5) lag, dass sie für dieses Semester automatisch die Zugangsvoraussetzungen erfüllen würden.

Während der Wartesemester, also nach dem Abitur, ist es angehenden Studenten freigestellt, welche Tätigkeiten sie ausüben. Sie dürfen lediglich nicht an einer deutschen Hochschule eingeschrieben sein. Es ist jedoch empfehlenswert, die Wartezeit sinnvoll zu nutzen. Abiturienten, die beispielsweise ein Medizinstudium anstreben, können ihre Wartezeit zum Beispiel für eine Ausbildung im medizinischen Bereich (zum Beispiel Rettungsassistent) nutzen. Auch ein Jahr im Ausland oder eine Ausbildung, auf die der Bewerber in seinem späteren Studium aufbauen kann, werden als Wartesemester angerechnet. Eine derartige Vorausbildung ist nicht nur wegen der verstrichenen Wartezeit sinnvoll. Je nach Zulassungskriterien der Hochschulen kann sich eine vorab absolvierte Ausbildung durchaus als hilfreich erweisen.

Eine weitere Möglichkeit, der NC-Vergabe zu entgehen und nicht warten zu müssen, ist auch die Überlegung, das Studienfach zu ändern, sofern man sich noch nicht wirklich festgelegt hat. Beispielweise gibt es für Medizininteressierte ähnlich attraktive Studiengänge wie Gesundheitsmanagement, Gesundheitswissenschaften oder Public Health (Informationen dazu auch unter: www.gesundheitsmanagement-studieren.de). Der Wartezeit hierdurch zu entgehen ist sinnvoll für alle, die sich nicht sicher sind, ein Medizinstudium und die damit Verbundenen Herausforderungen zu meistern, oder auch für Bewerber, deren Abiturdurchschnitt deutlich unter den geforderten Leistungen für kurze Wartezeiten liegt. Nach der Schule lange in der Luft zu hängen ist sicherlich nicht sinnvoll, daher können ähnliche Studiengänge für diese Gruppe angehender Studenten eine echte Alternative sein.

Da die in diesem Artikel angegebenen Zahlen sich ändern können, sollte man IMMER bei der jeweiligen Hochschule / Uni nachfragen.

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